?Südosteuropa in Bildern neu denken“ war der Titel des Hauptseminars von PD Dr. Heike Karge, Historikerin und Koordinatorin des Bachelorstudiengangs Südosteuropastudien an der Universit?t Regensburg und Professor Dr. Ulf Brunnbauer, Historiker und akademischer Direktor des Leibniz-Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) im Wintersemester 2022/23 an der Universit?t Regensburg. 14 Studierende kuratierten im Kontext des Seminars in zwei Semestern eine Ausstellung mit Balkan-Bildern des Stern-Fotografen Harald Schmitt, die noch bis 23. Juni 2023 in der Universit?tsbibliothek Regensburg zu sehen ist.
Die Brille Biographie
Ein nicht einfaches Experiment sei der Ansatz von Seminar und Ausstellung gewesen, resümiert Historikerin Karge, aber offensichtlich ein lohnendes: ?Wir waren neugierig auf die Geschichten der jungen Generation.“ Sie selbst und ihr Kollege Ulf Brunnbauer ?kennen Südosteuropa seit über einem Vierteljahrhundert. Unsere Vorstellungen vom Balkan sind biographisch gepr?gt, sind verknüpft mit der Zeit, in der wir ihm begegnet sind“. ?Manches was die Studierenden sehen, war für mich überraschend“, berichtet Karge. ?Meine Brille waren die Kriege in der Region, ich bin biographisch und akademisch mit ihnen erwachsen geworden.“
Nun sollte eine andere Generation, die der derzeit Studierenden, lesen, interpretieren, verwerten und die Bilder zu Geschichten zusammenbringen, neue Narrative zu ihnen finden. In den Sitzungen des Seminars diskutierten die Studierenden eigene und fremde Klischees, fanden ?den Balkan“ manchmal sch?n, manchmal h?sslich. Sie schrieben Essays, die sich im Umfeld der Bilder lesen lassen und den Betrachtenden eine Vielzahl von Impulsen geben. Der Kuratierungsprozess wurde von Moritz Mauderer, UR-Student, auch filmisch festgehalten.
Sammlung Schmitt in der BSB
Wie ?der Balkan“ vielleicht aussieht, zeigen die Bilder von Harald Schmitt, ehemals Korrespondent des Magazins Stern, der zur Ausstellungser?ffnung an der UR aus Hamburg angereist war. Er erz?hlt mit seinen Fotografien die Geschichte einer Region mit vielen offenen Wunden, nicht verheilten Grenzkonflikten, noch immer zerst?rten Geb?uden, die Streetart und Graffiti tragen. Schmitt zeigt diesen Balkan ebenso wie seine Landschaften und Menschen. Seit dem Jahr 1977 bereiste er Ost- und Südosteuropa, Zentralasien, das Baltikum. Er fuhr in die Sowjetunion, und dann eben auch nach Jugoslawien und Albanien. Zwischen 2015 und 2019 ging er fünfmal auf Reisen.
Schmitt erz?hlt Geschichten einer journalistischen Sehnsuchtszeit, in der das Motiv, das Geschichtenerz?hlen den Ausschlag gab, nicht ?was das kostet“, sagt Schmitt, der 35 Jahre lang beim Stern t?tig war und in dieser Zeit an die 100 L?nder bereiste: ?Wir suchten uns in jedem Land ein anderes Thema – von M?rkten über Hochzeiten bis Blutrache.“ Als er vor drei Jahren wieder einmal nach Mostar reiste, resümiert Schmitt nachdenklich, ?wurde mir aber auch irgendwie klar: Ich h?tte mich mehr mit den Kriegen besch?ftigen müssen. 百利宫_百利宫娱乐平台￥官网er Irrsinn, wenn nebeneinanderliegende L?nder miteinander k?mpfen - das wollte ich noch einmal nebeneinanderlegen.“
Schmitts Stern-Fotosammlung und seine privaten Bilder befinden sich heute im Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB), für die Caroline Finkeldey das Regensburger Publikum begrü?te. Die BSB verstehe sich nicht zuletzt als Ged?chtnisinstitution, die Wissen nicht nur bewahren, sondern auch gerne zug?nglich mache. So 2021/22, als Bilder von Helmut Schmitt bereits in München unter dem Titel ?Facing the Balkans“ gezeigt wurden. ?Wir wollten vielf?ltige Gesichter des Balkans zeigen und uns auch den Stereotypen und den Vorurteilen stellen“, berichtete Finkeldey, die sich freute, dass neue Perspektiven auf die Bilder mit dem Projekt entstanden sind und neue Fragen aufgeworfen werden.
Wahrnehmungen
Bevor Historiker Brunnbauer die Ausstellung offiziell er?ffnete, skizzierte UR-百利宫_百利宫娱乐平台￥官网 Amina Smajlovi? ihren Blick auf das Seminar: Den Balkan aus verschiedenen Perspektiven beleuchten, neu zu entdecken sei das Ziel gewesen, erz?hlte die 百利宫_百利宫娱乐平台￥官网, ausgehend von Assoziationen mit der Region und der Frage aller Fragen: Welche L?nder geh?ren nun eigentlich zum Balkan? Die Heterogenit?t der Studierenden im Seminar habe schnell deutlich gemacht, ?dass jeder von uns die Region mit ganz verschiedenen Dingen verband“, berichtete Smajlovi?, ?niemand hatte eine neutrale Sicht“.
So assoziierten viele beim Stichwort ?Balkan“ spontan ?h?sslich, rückst?ndig, instabil“. Andere Wahrnehmungen seien ?sch?ne Urlaube, gutes Essen, gastfreundliche Menschen“ gewesen. Dass man damit der Vielfalt des Raumes nicht gerecht werde, so die 百利宫_百利宫娱乐平台￥官网, habe man schnell bemerkt. Globalisierungskontexte seien deutlich geworden, in Themen wie Flucht, st?dtische Erscheinungsbilder, neue Seidenstra?e oder Grenzsicherung. Die in Gruppen bearbeiteten Themen reichten von menschlicher Flexibilit?t und Anpassungsf?higkeit über alte und neue Heimat(en) bis hin zu Game of Thrones, der ?sthetik des H?sslichen und der Sehnsucht nach unberührter Natur, über die Smajlovi? selbst ihren Essay geschrieben hat.
twa.
Informationen/Kontakt
Die Ausstellung ?Den Balkan in Bildern neu denken“ (externer Link, ?ffnet neues Fenster) ist ein Projekt von Studierenden der Universit?t Regensburg, des UR-Instituts für Geschichte in Zusammenarbeit mit der Universit?tsbibliothek Regensburg, der Bayerischen Staatsbibliothek, seeFField und IOS. QR-Codes in der Ausstellung führen zu den ungekürzten Essays der Studierenden und ein Film (externer Link, ?ffnet neues Fenster) gibt Einblick ins Seminar.
Zu PD Dr. Heike Karge (externer Link, ?ffnet neues Fenster)
Zu seeFField (externer Link, ?ffnet neues Fenster) A Small but Fertile Field. Strengthening Southeast European Studies in Regensburg
Zu Prof. Dr. Ulf Brunnbauer (externer Link, ?ffnet neues Fenster)
Aktuelles aus der Universit?tsbibliothek Regensburg (externer Link, ?ffnet neues Fenster)
Zur Ausstellung der Bayerischen Staatsbibliothek ?Facing the Balkans“ 2021 (externer Link, ?ffnet neues Fenster)