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Aktuelles: Aufbruch zu neuen Ufern

Wissenschaftler:innen entwickeln neue Prüfungskonzepte

24. Mai 2023, von Zentrum für Hochschuldidaktik

  • Studium & Lehre

Strahlender Sonnenschein, schwankende Schiffsplanken und ein leichter 百利宫_百利宫娱乐平台¥官网elgeruch in der Luft – das weckt vermutlich nicht unmittelbar Assoziationen an ein Symposium. Doch an einem frühen Donnerstagmorgen Anfang Mai bot das ?ScholarSHIP“, das sich auf eine Reise entlang der Donau von Regensburg nach Passau machte, genau diese Kulisse für eine Tagung der besonderen Art. Auf die Fahne geschrieben hatte sich das Schiff den Veranstaltungstitel ?Analog | Digital | Integriert: Kompetenzorientiertes Prüfen der Zukunft“. Im Rahmen des Projekts ?Qualit?t digitaler Lehre steigern“ (QUADIS), das von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre gef?rdert wird, gingen gut 100 mit Prüfungsthemen betraute Mitarbeitende von Universit?ten und Hochschulen quer durch die Bundesrepublik an Bord. Im Gep?ck hatten sie im Vorfeld eingereichte Problemstellungen mit Bezug zu realen Prüfungsszenarien. Mit an Bord war au?erdem ein Team aus Expert*innen, die sich in didaktischer, rechtlicher oder organisatorischer Sicht mit dem Thema des kompetenzorientierten Prüfens bestens auskannten.

Die Idee hinter dem besonderen Tagungsort schildert Florian Greiner von der Universit?t Regensburg, der das Symposium zusammen mit Kolleg*innen der Universit?t Passau und der Technischen Universit?t München organisierte: ?Wir wollten einen Retreat-Charakter schaffen, der Menschen aus dem typischen Unialltag herausholt und ihnen die M?glichkeit bietet, in besonderem Ambiente zu arbeiten. Ein Schiff bewegt sich im Fluss progressiv nach vorne, genauso hoffentlich die Themen, die an diesem Tag bearbeitet werden.“

Mit dem Tagungsort gingen ungewohnte Arbeitsbedingungen einher: Wann sonst hat man die M?glichkeit, zehn Stunden ohne Ablenkungen durch das Internet in Klausur zu gehen? Auf dem Schiff gab es zudem nur wenige Steckdosen, was dazu führte, dass elektronische Ger?te kaum zu sehen waren. Stattdessen pr?gten Post-Its, Moderationskarten und Textmarker das Bild.

Einer der ersten sonnigen und warmen Tage des Jahres bot die M?glichkeit, dass sich die Teilnehmenden des Symposiums nicht nur im Hauptraum des Schiffs sammelten, sondern auch das Sonnendeck für ihr konzentriertes Arbeiten nutzen konnten. So waren an verschiedenen Ecken des Schiffs Diskussionen dazu zu h?ren, wie die erste juristische Staatsprüfung computergestützt geschrieben werden kann oder inwiefern elektronische Prüfungen dabei helfen k?nnen, hochwertige Leistungsnachweise für gro?e Kohorten an Studierenden zu schaffen. Martina G?hring vom Bayerischen Zentrum für Innovative Lehre – einer Einrichtung, die sich um die Weiterentwicklung der Hochschuldidaktik an allen bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften kümmert – war ebenfalls an Bord. Sie widmete sich gemeinsam mit ihrer Arbeitsgruppe der Frage, wie durch hochschuldidaktische Weiterbildungsangebote, die mit einem Zertifikat abschlie?en, tats?chliche Kompetenzen nachgewiesen werden k?nnen und nicht nur die reine Teilna hme bescheinigt wird.

Strukturiert wurde die Schifffahrt anhand vier unterschiedlicher Arbeitsphasen, durch die Dr. Birgit Hawelka, Gesch?ftsführerin des Zentrums für Hochschuldidaktik an der Universit?t Regensburg, mit ihrer Moderation navigierte: In einem ersten Schritt wurden die Probleme definiert und aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. G?hring vom Bayerischen Zentrum für Innovative Lehre schildert zum Vorgehen ihrer
Gruppe: ?Wir haben unser Anliegen, mit dem wir uns beworben haben, konkretisiert und unsere Ziele für den heutigen Tag definiert. Neben ersten m?glichen L?sungsans?tzen sind wir aber auch neuen Problemen begegnet, die es zu diskutieren gilt.“

Nach einem st?rkenden Mittagessen ging es dann in Phase 2 darum, L?sungsans?tze zu finden – zun?chst ohne das Einbeziehen von Beschr?nkungen und Hürden aus dem
Hochschulalltag. Immer wieder wurden hier auch die an Bord anwesenden Expert*innen konsultiert. Sie deckten verschiedene Schwerpunkte ab – so half Alexander Besner, Experte für Prüfungsrecht, bei verschiedenen Problemstellungen aus, die sich h?ufig um die Frage der Zul?ssigkeit von Datenverarbeitung bei digitalen Prüfungen drehten. ?Mich freut, dass das Thema Digitalit?t im Prüfungswesen auch nach der Pandemie weiterhin mitgedacht wird. So erlangen Studierende digitale Kompetenzen auch in Prüfungssituationen – das ist fortschrittlich und  zukunftstr?chtig,“ berichtet Besner über den Austausch mit den Teilnehmenden.

In der dritten Phase machten sich die Teams daran, L?sungen für ihre Problemstellungen weiter auszuarbeiten. Dr. Andreas Fleischmann, Leiter der hochschuldidaktischen Abteilung ProLehre | Medien und Didaktik an der Technischen Universit?t München, wurde in dieser Phase besonders h?ufig konsultiert. Er war als Experte für alle Didaktikfragen rund um das digitale Prüfen an Bord des ScholarSHIPs und wurde insbesondere zu Themen wie ChatGPT um Rat gebeten. Im Kern ging es darum, wie Prüfungen mit dem Wissen, dass eine künstliche Intelligenz zum L?sen  vieler Aufgaben f?hig ist, überhaupt noch funktionieren k?nnen. ?Sp?testens im Arbeitsleben werden die jetzigen Studierenden im Mensch-Maschine-Tandem arbeiten. Schon jetzt kann man damit beginnen, Prüfungen für solche Tandems zu konzipieren – das wird ein L?sungsansatz für die Zukunft sein,“ fasst Fleischmann einen seiner Experten-Inputs zusammen.

Die letzte Phase diente dem Feedback der Gruppen untereinander. Durch die Rahmenbedingungen des Schiffs wurde der Austausch gest?rkt – immer wieder bot sich die Gelegenheit, aus der eigenen Blase auszubrechen und Problemstellungen mit Mitgliedern anderer Universit?ten zu diskutieren – eine metaphorische Horizonterweiterung, flankiert vom dem sich tats?chlich ausbreitenden Horizont, den das Schiff passierte. Martina G?hring, die mit ihrem Team an der Fragestellung der Kompetenzorientierung von hochschuldidaktischen Kursen arbeitete, resümiert: ?Wir haben unsere Fragen sortiert und erste L?sungsans?tze gefunden. Uns ist wichtig, dass der erarbeitete Fortschritt nun nicht im Alltag untergeht – wir wollen unsere Ideen an unsere Kolleg*innen herantragen, sobald wir wieder an Land sind.“

Das abschlie?ende Abendessen bot eine weitere Gelegenheit, sich auszutauschen: Auf dem Deck des Donau-Dampfers, das von der langsam untergehenden Sonne in ein herrliches Licht getaucht wurde, sammelten sich die Teilnehmenden und führten ihre Gespr?che im lauen Ambiente dieses Vorsommer-Abends fort – im Hintergrund die sich langsam n?hernde Stadtkulisse des Zielortes Passau.

Mehrere Personen in einem Raum mit gro?en Fenstern, die auf ein Gew?sser und grüne Landschaft blicken. Auf den Fenstern sind bunte, beschriftete Haftnotizen angebracht. Die Personen sitzen an Tischen, auf denen sich Wasserflaschen, Notizbücher und Laptops befinden. Foto: Sophie Erbsner, Jonas Würdinger
Post-Its mit der Donau im Hintergrund 

Konkrete Ergebnisse und weiterführende Diskussionen in Passau

Eine Frau und Mann in legerer Kleidung unterhalten sich. Beide tragen ein Namensschild am Oberk?rper. Foto: Sophie Erbsner, Jonas Würdinger
Feedback untereinander

Am n?chsten Morgen machten sich die Teilnehmenden auf einem malerischen Weg entlang des Inns auf den Weg von der Passauer Altstadt zum IT-Zentrum. Hier fand die Ergebniskonferenz des Symposiums statt, moderiert von Dr. Susanne Günther, der ehemaligen Leiterin der Hochschuldidaktik der Universit?t Passau.

Der Vormittag begann mit Gru?worten von Georg Eisenreich aus dem Staatsministerium der Justiz und von Prof.in Bettina Noltenius, der Vizepr?sidentin für Studium, Lehre, Ethik und Qualit?tssicherung an der Universit?t Passau. Im Fokus standen dann jeweils zweiminütige Pitches der Projektgruppen des Schiffs, die ihre Arbeitsergebnisse des Vortags pr?sentierten.

Eine Keynote, die hochaktuelle Entwicklungen aus dem Bereich des Prüfens aufgriff, folgte: Die von der Universit?t St. Gallen zugeschalteten Professor:innen Siegfried Handschuh und Sabine Seufert referierten über ?M?glichkeiten und Grenzen künstlicher Intelligenz im Bildungsbereich: Automatisches Assessment als
Fallbeispiel“, was auf besonderes Interesse und angeregte Diskussionsfragen aus dem Plenum stie?. Auch die aufgrund des hybriden Veranstaltungsformats online zugeschalteten Zuh?renden beteiligten sich rege an der Diskussion.

Zum Abschluss lud die Moderation zu einer Podiumsdiskussion – auf der Bühne fanden sich Entscheidungstr?ger*innen aus Politik und Universit?t ein, um Erwartungen und Forderungen, die im Kontext von Prüfungen der Zukunft aufkommen, zu er?rtern.
Einig waren sich alle, dass die Digitalisierung des Prüfens nicht zum Nulltarif zu haben ist – es braucht personelle Ressourcen sowie organisatorische, rechtliche und didaktische Bemühungen.

Mit neu gewonnenen Eindrücken und konkreten Arbeitsergebnissen verabschiedeten sich die Teilnehmenden dann am Freitagmittag in alle Himmelsrichtungen, um an ihre Heimatuniversit?ten zurückzukehren.

Julia Rupprecht, Koordinatorin von QUADIS, in dessen Rahmen das Symposium stattfand, zeigte sich mit dem Verlauf des Symposiums mehr als zufrieden: ?Ich bin begeistert von der Vielf?ltigkeit der vorgestellten Prüfungskonzepte. In den letzten beiden Tagen hat sich gezeigt, dass wir es mit einem hochkomplexen und sich rasant entwickelnden Thema zu tun haben – wir blicken in eine spannende Zukunft des Prüfungswesens in den verschiedenen F?chern.“

Ein besonderer Dank gilt der Stiftung Innovation in der Hochschullehre, ohne deren F?rderung das Symposium nicht h?tte stattfinden k?nnen.

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